Um Verhalten interpretieren zu können, muss Verhalten zunächst genau beobachtet werden. Welche Verhaltensweisen werden wann, wie oft, in welcher Intensität und in welchem Kontext gezeigt? Welchen biologischen Funktionskreisen ist ein Verhalten zuzuordnen? Eine genaue Beschreibung des Verhaltens wird in einem Ethogramm festgehalten. Derartige Verhaltensprotokolle sind eine gängige Methode der Verhaltensbiologie. Sind sie auch ein hilfreiches Tool, um Verhalten von Mensch und Hund in der Familie zu beobachten?
Eine deiner Hauptaufgaben als praktizierende Hundeerziehungsberater*in ist es, Menschen und Hunde zu beobachten – sowohl Hunde untereinander oder Mensch und Hund in Interaktion. Systematische Beobachtungen und schlüssige Interpretationen sind hilfreich und notwendig, um Menschen mit Hund professionell beraten zu können.
In diesem Seminar lernst du die notwendigen Tools, um Hundeverhalten objektiv zu erfassen und biologischen Funktionskreisen zuzuordnen. Wir vermitteln dir, wie sich die Verhaltensbiologie (Ethologie) als Wissenschaft historisch entwickelt und welche Bedeutung sie für deine Arbeit hat. In der Praxis erstellst du eigenständig ein Ethogramm des Gehege-Wolfsrudels, das wir im Rahmen des Seminars besuchen: Du erfasst alle von den Wölfen gezeigten Verhaltensweisen und inventarisierst sie. Danach wertest du sie qualitativ und quantitativ aus. Und du gehst noch einen Schritt weiter: Bei der Auswertung des Verhaltensprotokolls filterst du die kontextbezogenen Sozialstrukturen des Wolfsrudels heraus. Dies ist bereits der Anfang eines sogenannten Soziogramms, ein Tool, das die sozialen Beziehungen innerhalb einer Gruppe darstellt.